Der Workflow

Wie geht man eigentlich bei einem Saisonrückblick vor?

Das kommt in erster Linie da drauf an, was man sehen oder übeprüfen will.

Da – wie in Teil 1 festgestellt – die Ziele erfüllt worden sind und die Saison ein Erfolg war, ist keine Unfallforschung notwendig. Es muss nicht danach geguckt werden, was schiefgelaufen ist.

Grundsätzlich sind es bei mir die folgenden Themen:

  • Wie war die Saison im Vergleich zu den Vorjahren?
    • War sie länger oder kürzer? Umfangreicher?
    • Bin ich schneller/leistungsstärker geworden?
  • War das Training kontinuierlich?
    • Trainingsausfall?
    • Non-Functional Overreaching?
  • Wie war die Balance zwischen den einzeln Disziplinen?
    • Stärken und Schwächen
    • Trainingsumfang und Leistung
  • Disziplinspezifischer Rückblick
    • Wo liegen Stärken und Schwächen in den einzelnen Disziplinen?
    • Wie war die Entwicklung in der Disziplin?
    • Trainingsinhalte, Dosis und Anpassung
  • Lessons learnt

Zeitraum und Volumen

So, dann mal ein kurzer Blick auf die Zeiträume der einzelnen Saison.

Eine kleine Anmerkung: Eine Saison endet meist zu einem bestimmten Rennen. Anschließend beginnt die sogenannte Offseason. Eine Zeit für Körper und Geist zum erholen. Treibe ich da gar kein Sport? An manchen Tagen ist das so, aber generell ist das eine Zeit frei von einem strukturierten Trainingsplan. Bewegung frei nach Lust und Laune. Gern auch alternative Sportarten. Eine Saison beginnt, sobald das strukturierte Training beginnt. Also der geplannte Aufbau von bestimmten Fähigkeiten zu einem bestimmten Datum.

2015201620172018
05.01.2015
25.11.2015

46 Wochen
3 Tage
07.11.16
10.09.17

48 Wochen
 
25.09.17
13.10.18

44 Wochen
 
25.09.17
13.10.18

55 Wochen
 

Damit war die Saison 2018 die mit Abstand längste Saison! Ist in diesem Zeitraum auch am meisten passiert?

Dazu ziehe ich zwei Werte heran. Den summierten Trainingsumfang in Stunden und den Trainingsstress (TSS), den ich dem Körper ausgesetzt habe.

Ja, in 2018 habe ich am umfangreichsten trainiert und auch den Körper den meisten Stress ausgesetzt. Und die Steigerung war beachtlich. Das erklärt auch, warum zum Ende hin die Luft etwas dünn wurde.

Was sagt mir das jetzt sonst so? Erst einmal nicht viel. Es hilft mir aber mich zu orientieren. Denn am Ende zählt nur, dass die Ziele erreicht worden sind und das man besser geworden ist oder auf gleichem Niveau geblieben ist. Je nach dem wie die Ziele lauteten. Mehr Training ist nur Mittel zum Zweck, kaufen kann man sich davon nichts 😉 Auch wenn es die Weißheit „Viel hilft viel“ gibt. Aber bei einem Saisonrückblick kann man auch mal das Gegenteil entdecken: weniger Training, bessere Leistung. Schauen wir mal.

Bin ich schneller geworden?

Viel Training hin oder her, hat es gewirkt, bin ich schneller geworden?

Dazu untersuche ich zwei Dinge:

  1. Ist meine Durchschnittsleistung der Saison besser als in den Vorjahren?
  2. War meine Leistung in den Wettkämpfen besser als in den Vorjahren?

Ein Blick auf die Durchschnittsleistungen:

Es gäbe auch noch viele weitere Metriken, wie z.B. Laktatschwelle, VO2max, FTP und co. aber am Ende zählt nur das, was man auch draus macht.

Und was hat sich getan?

Schwimmen: Verbesserung von 7sek pro 100m
Radfahren: Verbesserung von 17 Watt
Laufen: Verbesserung von 15sek pro Kilometer

Aber das beinhaltet auch die Trainingsleistungen. Man kann trainieren wie ein Weltmeister und dann im Rennen komplett versagen. Auch wenn die Ziele erfüllt wurden, ist dies ein Blick der Wahrheit:

Hier wird es nun interessant. Ich habe zum Vergleich die normalisierte Radleistungen (NP) der Mittel- und Langdistanzen herangezogen. Grundsätzlich ist eine stätige Verbesserung zu erkennen. Mit zwei Ausnahmen: Wilhelmshaven 2016 und Hawaii 2018. Wilhelmshaven 2016 war ein Saisonhöhepunt und ich hatte mich gezielt drauf vorbereitet. Das hat funktioniert. Die Leistung sticht heraus. Die Leistung auf Hawaii war eher niedriger. Dies ist auf Hawaii zu erwarten, allerdings war ich dort auch nicht wirklich fit.

Darum geht der nächste Blick auf „IF“, dem Intensitätsfaktor. Er zeigt – ins Unreine gesprichen – wie viel ich von meiner „Grundfitness“ (korrekte Bezeichnung FTP – Functional Threshold Power) auspacken musste. 0,66 bedeutet da 66%. In Hamburg habe ichsowhl 2017 als 2018 66% auspacken können. 2018 habe ich aber eine höhere Leistung gebracht nämlich 213 Watt (NP). Meine Grundfitness lag also über dem Jahr 2017 und meine erbrachte Leistung war auch über 2017. Also ja, verbessert. Das Training hat was gebracht. Hawaii war dann ein Abfall, zum Ende der Saison konnte ich nicht mehr viel bringen. Das kommt also auf die „Lessons learnt“-Liste. Diese Saisondauer ist (noch) zu lang für mich.

Allerdings zeigen diese Werte noch ein anderes Bild. Meine Grundfitness war hoch, aber ich schaffe auf der Langdistanz nur 66% davon auszupacken. Okay, auf der Langdistanz MUSS man weniger davon auspacken, denn um so mehr man auspackt desto eher ist der Tank leer. Allerdings befinde ich mich mit 66% am unteren Ende der Skala: 

Quelle: TrainingPeaks

Bei einer Radzeit von 4:36 hätte ich auch 76% auspacken können und der Marathon hätte (theoretisch) noch gut klappen können. Scheinbar ist meine Grundfitness auf dem Rad so hoch und meine Materialabstimmung so gut, dass ich selbst mit „so wenig“ Einsatz zu schnellen Zeiten komme. Einerseits hat das den Vorteil, dass man genug Energie für den Marathon hat, allerdings verschenkt man doch ordentlich Radzeit damit. Wenn ich mir die Mitteldistanzen angucke, dann sieht das Bild ähnlich aus. Bis auf Wilhelmshaven 2016 war das eigentlich eher ein unterperformen. Mir fehlt da die muskuläre Ausdauer. Das kommt auf die „Lessons Learnt“-List und wird im radspezifischen Teil des Reviews genauer angeschaut.

Und wie sieht es beim Laufen aus?

Die Leistung beim IRONMAN Hamburg 2018 war einfach genial. Also definitiv verbessert. Bei den Mitteldistanzen war Wilhelmshaven und Rügen jeweils ganz gut. Rügen war auch absolut die schnellste Mitteldistanz und eine Steigerung zu den Vorjahren. 

Und Schwimmen? Ich erspare die Tabellen und Bilder. In Hamburg ist 2018 das Schwimmen durch einen Lauf ersetzt worden. Hawaii ist einfach anders. Auf Rügen war die Strecke zu lang und im Kraichgau war es etwas über Limmer 2017-Niveau. Von 2015 bis 2017 ist eine deutliche Verbesserung zu erkennen. Von 2017 zu 2018 war es marginal. Trotz des zeitlich deutlich höherem Aufwand.

Fazit

Heißt?

  • Ich habe mehr trainiert
  • Bin die ganze Saison über schneller geschwommen, radgefahren und gelaufen
  • Ich konnte es in DEM Wettkampf (Hamburg) in schnellere Zeiten umsetzen
    • Die Laufzeit sticht mit einer besonders starken Leistung hervor
    • Die Radleistung müssen näher betrachtet werden
      • Die Zeiten waren in Ordnung
      • Die erbrachte Leistung war höher als in den Vorjahren
      • Grundsätzlich ist die relative Leistung aber zu niedrig

Triathlon ist eben doch nicht nur Schwimmen, Radfahren, Laufen. Alles beeinflusst sich gegenseitig. Und Training und Wettkampf hat doch irgendwie was mit Zahlen, Struktur, Analyse und und und zu tun 😉

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