Jetzt melde ich mich auch mal wieder zu Wort. Die letzten Tage waren bei mir Stress pur und liefen überhaupt nicht nach meinen Vorstellungen. Training gabs überhaupt nicht… leider wurde die Zeit auch nicht mit Erholung genutzt. In den Tagen wurden die Reiseberichte – Gott sei Dank – von Steffi und Tobi (hier im Blog) und von Fabi auf Instagram in die Welt getragen.
Heute war nun der erste Tag an dem ich unter Hawaii-Bedingungen trainieren konnte. Das ist doch mal einen Bericht wert:
Hoala IRONMAN Training Swim
Da ja gestern nichts wie geplant lieft, war heute der Erstkontakt mit dem Ozean. Eine Woche vor der IRONMAN WM gibt es den Hoala Training Swim. Ein von IRONMAN organisierter Trainingsschwimmwettkampf – fast auf der originalen Wettkampfstrecke (nur der Schwimmausstieg und die Anzahl der Bojen) ist etwas anders. Das Ganze ist eine Charity-Veranstaltung zu Gunsten eines lokalen Kanu Clubs, welcher auch die Schwimmstrecke beim Wettkampf absichert.
Da doch deutlich mehr Zeit zwischen Aufstehen und Schwimmen verging, waren wir (Fabi und ich) erst sehr spät vor Ort. Beim Parken war ich dann sehr faul und habe ich den Parkplatz direkt am Hotel am Pier genommen. Für schlappe 6,50$ pro Stunde! Dafür gab es auf der Anlage auch noch genau einen Parkplatz. Startnummernausgabe suchen (danke Lucy Charles für das Wegweisen 😉 ), Nummern abholen, Body Marking, Toilette, Umziehen und ab an den Pier. Ich gehe sowas ja gern etwas entspannter mit viel Zeitpuffer an und da es den nicht gab, hat Fabi die Pace hochgehalten und Druck gemacht.
Am Pier ging es ab ins Wasser. Ich dachte mir, dass ich mich erst einmal etwas einplantsche und dann zum Start gehe. Beim Rausschwimmen aus der Bucht fiel es mir aber wieder ein: Das ist ja ein Wasserstart, etwas weiter draußen. Uhr auf Pause, im Wasser paddeln und gucken wo die Startlinie ist. Ah, noch ein Stück weiter vorne. Huuuuuuup, Startschuss, auf gehts und Patrick ist noch ein gutes Stück weiter hinter der Startlinie. Schnell die Uhr auf „weiter“ und schwimmen. Das mit der Uhr hat leider nicht geklappt – wie ich später feststellen sollte. Die ersten Meter waren eine Waschmaschine. Das kennt man ja dank Rolling Start nicht mehr. Es ging teilweise echt ziemlich zur Sache und war richtig voll im wunderschönen und klaren Wasser mit Sicht bis auf den Boden und auf viele kleine bunte Fische. Der Erstkontakt hat auch gezeigt: verdammt salzig! Nach einem Drittel der Strecke hatte ich ziemlich durst 😉
Die erste Hälfte der Strecke war auch schön gegen die Strömung. Es kam mir so vor als ob ich nur auf der Stelle geschwommen bin. Beim Blick nach vorne waren nur Wellen, Badekappen und die Sonne zu sehen. Die Bojen hatte ich nie im Blick. Da ich auch sonst keine Orientierungsmarke hatte (das Schiffe an der Wendemarke war noch nicht an Ort und Stelle), bin ich gefühlt irgendwie durch den Ozean gepaddelt. Und da ich die erste Zeit auch zum Einschwimmen nutzen wollte, bin ich es erst einmal gemütlich angegangen. Aber da ich dann von noch langsameren Schwimmern in der Waschmaschine eingekeilt war, kam ich gar nicht voran. Also bei erster Gelegenheit Blinker links und durch eine Lücke durch und raus in die Freiheit und nach vorne. Summa Summarum war die erste Hälfte ultralangsam und von Vollkontakt (inkl. Fuß- und Chipziehen) geprägt. Auf dem Rückweg ging es deutlich besser. Man konnte fast auf das Hotelgebäude zielen. Lange Züge und zack wurde es schnell. Apropos schnell: Es gibt Leute, die können so schnell durchs Wasser schießen, dass ist echt unheimlich. Da habe ich noch viel aufzuholen 😀
Am Ende bin ich nach 1:44:xx aus demWasser gekrabbelt. Mega lahm, allerdings ist da auch die Zeit mit dem Schwimmen zur Startlinie und bestimmt sehr viel Zickzack schwimmen drin. Und da meine Uhr ja nicht so ganz aufgezeichnet hat, habe ich keinen Anhaltspunkt wie lang und wie langsam/schnell das Schwimmen wirklich war. Über 4000m waren es mit Sicherheit.
Allerdings ging es hier auch um nichts außer: Spaß haben, den Ozean kennenlernen und noch mal eine längere Belastung im Schwimmen zu haben.
Bike Work Shop
Beim Zusammenbauen meines Rades habe ich leider meine Schaltung etwas demoliert. Arbeite niemals unter totaler Müdigkeit und Stress an empfindlichem Equipment, das geht immer schief. Ein Kabel der eTap (elektronische Schaltung) habe ich gequetscht und somit unbrauchbar gemacht. In Aerohaltung nicht runterschalten können ist aber „kriegsentscheidend“.
Zu allererst wollten wir die Kabel einfach wieder zusammenlöten. Unser Host hat uns Zugang zu seiner Werkstatt gegeben. Aber nach dem abisolieren des Kabels war klar: das kriegen wir so nicht repariert. Also ab zum örtlichen Bike Shop. Ein ziemlich geiler Laden. Nicht so groß, aber ziemlich genial sortiert und verdammt freundlich – und viel wichtiger: eTap Clics vorrätig. Sowas hat in Deutschland kein Laden auf Lager und muss es immer erst bestellen. Hier direkt zum mitnehmen. Tag gerettet 😉
Radfahren auf dem Queen K Highway
Gestern war ich zwar kurz mit dem Rad draußen, aber die Tour heute kann man als erstes Training auf dem Queen K verbuchen. Allgemein ist hier echt nicht wenig los. Die Straße ist viel befahren und die Radfahren sind auf dem ziemlich breiten Seitenstreifen unterwegs. Diese Seitenstreifen sind teilweise voller kleiner Steinchen, kleinen Schrottteilen aber eigentlich immer mit super Asphalt. An Kreuzungen ist der Radverkehr echt gut organisiert, dazu irgendwann anders mal mehr.
Am Meisten hatte ich ja vor dem Seitenwind schiss. Nach den ersten 40 Minuten habe ich mich dadran eigentlich gewöhnt. Heute war der Wind aber deutlich stärker als gestern. Die meiste Zeit geht das eigentlich ganz gut und der Seitenwind schiebt das Rad gut an. Bei längeren „Abfahrten“ und Seitenwind merkt man dann aber doch ganz ordentlich, wie der Wind in die Laufräder greift. Ab und an bin ich dann doch lieber aus der Aerohaltung raus. Die Strecke sieht auf der Karte einfacher aus als sie ist. Sie ist zwar stumpf gerade aus – was mir ja entgegen kommt – aber ist mit „rolling hills“ gut beschrieben. Es geht streckenweise länger bergauf. Nicht bergig im Sinne eines Alpenpasses, aber so, dass man schon schalten muss. Fahren lässt sich das eigentlich ganz gut, allerdings wird man echt langsam. Dafür geht es bergab gut zur Sache. Der Weg hin ging auch deutlich schneller als der Weg zurück. Geplant waren 2h Radfahren – 1h raus, 1h rein – mit ein bisschen Race Pace dabei. Bzw. fühlen, wo bei den Bedingungen der Race Pace sein kann. Bei der ersten Stunde rausfahren hatte ich mir erst gedacht: „Wow, das läuft hier schnell, du kannst ggf. etwas Druck rausnehmen und bist trotzdem mit der Zeit zufrieden“. Auf dem Rückweg habe ich diese Meinung korrigiert. Da war das Tempo bei höherer Leistung deutlich geringer. Also muss Samstag doch mehr gearbeitet werden 😉
Hinweg: 1h bei 181 Watt = 39 km/h
Rückweg: 1h bei 197 Watt = 34km/h
Die nächste große Komponente auf der Strecke ist die Hitze. Auf dem Rad merkt man diese nicht direkt. Der Fahrtwind kühlt runter. Man merkt nur, dass man ziemlich dolle schwitzt und viel trinken muss. Allerdings habe ich mir irgendwann mal ins Gesicht gefasst: alles mit einer Salzkruste überzogen und die Lippen wurde ziemlich trocken. Bei einem Anstieg auf dem Rückweg stand die Luft dann auch ganz ordentlich.
Generell kann man sagen, dass auf der Strecke viel zu sehen gibt: Aufgetürmtes Lavagestein mit Höhlen, Palmen, Ozean, „Donkeys Crossing“, Scenic Points… einfach genial. Man hat ein ziemlich geiles Feeling. Wasser kann man unterwegs auch an mehreren Orten auffüllen. Kleinere Clubs haben „Free Water“ organisiert und dafür bunte Schilder an die Strecke gestellt. Bezahlt wird über ein Foto für Instagram 😉
Koppellauf im Energy Lab
Am Energy Lab haben Steffi, Fabi und Tobi mit dem Caravan und den Laufklamotten gewartet. Nach den 2h wurde ich applaudierend in Empfang genommen, Tobi kümmerte sich um das Rad und war anschließend Streckenposten zum Getränke nachfüllen. In Laufklamotten, die aus Laufshorts, Socken, Schuhe, Sonnenbrille, Cap und Brustgurt bestanden (kein Shirt, wie hier zu IRONMAN-Zeiten üblich) ging es auf der Originalstrecke Richtung Energy Lab. Am Straßenrand standen Hinweisschilder, wie man sich hier als Läufer verhalten soll. Die ganze Gegend ist vollständig für den Trainingsablauf organisiert. Beim Einlaufen auf die Straße zum Energy Lab (leicht abschüssig) dachte ich mir erst: „So schlimm ist das doch gar nicht. Läuft echt gut!“.. auf dem Rückweg (leicht bergauf) dachte ich das Gegenteil. Hier steht die Luft und man muss solide das Tempo rausnehmen. Aber Spaß macht es. Man hat ständig ein Gefühl von „Heldentum“, wenn man auf dieser Strecke trainiert. Nach dem Energy Lab lagen noch 25 Minuten auf dem Queen K an, um die 1h Laufen voll zu machen. Somit ist das Lauftraining vollständig auf der Originalstrecke abgelaufen und hat ultra viel Spaß gemacht. Abgesprochen war, dass die Caravan Crew mich dann auf dem Highway einsammelt und wir gemeinsam Einkaufen fahren. Der Sitz im Auto war schon großzügig mit Handtüchern ausgelegt und das Timing perfekt. Ich war gerade mit dem Laufen durch und hab das Erholungsspazieren begonnen, da kam der weiße, amerikanische Familienbomber und hat mich aufgesammelt und mit kühlen Getränken versorgt (es ist echt abartig, wie viel man hier schwitzt) – und gerade als ich ins Auto einstiegt hat es auch mit dem Regnen begonnen.
Ich könnte noch viel viel mehr schreiben, muss nun aber dringend ins Bett. Ich bin der letzte, der hier noch in unserem Haus im Wohnzimmer sitzt, während sich der Rest schon Richtung Schlafzimmer verkrochen hat. Eigentlich bin ich doch der Typ, der pingelig um 21:00 im Bett liegt und dann seinen Schlaf und seine Ruhe haben will…. und dies eigentlich auch braucht, damit einen die Mutter aller Schlachten nicht komplett fertig macht 😉 Also gibt es jetzt kein Korrekturlesen und ihr kriegt ungefiltert alles an Rechtschreibfehlern, halb fertigen Sätzen, fehlenden Satzzeichen und echt schrägen Formulierungen.
Gute Nacht (oder guten Morgen bei euch),
Hawaii Patze 🙂
Ausgiebiger geht’s ja wohl nicht! 😀 Schön, dass Du jetzt doch noch endlich Deine Trainings- und Wettkampfbedingungen bekommst – und Dein Magen anscheinend auch nicht mehr im Weg ist. Vielleicht war der Fahrradladen gerade wegen dem Ironman so gut sortiert? Ich kenn die trockene aber sengende Hitze aus Nevada und frag mich, ob sich das besser oder schlechter macht auf dem Rad als Hawaiis Hitze…