Ich probiere nun mal meine Erlebnisse aus dem Rennen schriftlich festzuhalten und allen neugierigen zur Verfügung zu stellen. Außerdem möchte ich auch noch ein paar Worte zum Ablauf des Renntages aufschreiben, damit es einen Eindruck davon gibt, wie organisatorisch dieser Tag abläuft. Den Unterschied zu einem „normalen“ IRONMAN-Rennen finde ich ganz interessant. Es kann natürlich sein, dass in Nordamerika alle Rennen so ablaufen, das war ja mein erster Wettkampf außerhalb Deutschlands. Eventuell hilft dieser Text ja auch irgendwann, irgendjemanden, der auch vor seinem ersten Hawaii-Start steht und sich schon mal auf alles vorbereiten möchte.

Da dieser Beitrag etwas lang werden würde, schneide ich ihn in mehrere Teile. In Teil 1 möchte ich folgendes behandeln:

  • Die Rennwoche
  • Shuttle Service zum Pier
  • Das Body Marking
  • Die Wechselzone vor dem Wettkampf

Die Rennwoche

Da das Wochenende eigentlich ganz lief, habe ich mit dem typischen Rennwochentrainingsprogramm Fortgefahren. Allerdings ging es ab Dienstag etwas abwärts. Irgendwie war alles etwas anstrengender als es sein sollte. Auch die Beine haben auf dem Rad etwas geschmerzt. Sind das die typischen „hypohochdrischen“ Tapering-Wehwehchen? Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass die Bedingungen hier einen deutlich mehr fertig machen, als man es anfangs merkt oder dass ich mir etwas eingefangen haben. Nach den härteren Beschleunigen ging der Puls nicht so richtig runter und ich bekam schlecht Luft. Die Nase war auch etwas dicht. Das soll alles keine Ausreden sein, sondern ein transparenter Erfahrungsbericht.

Für Hawaii würde ich nun zwei Sachen mitnehmen:

  • Geh die Rennwoche noch lockerer an als sonst
  • Auch wenn man sich mit dem Ozean vertraut machen muss, schwimm eher im Pool

Der Shuttle Service

Da Ali’i Drive, der Kuakini und der Queen K Highway sowie die Palani Road Teile der Rennstrecke sind, muss man sich überlegen, wie man morgens früh zum Rennen kommt. IRONMAN hat dafür einen Shuttle Service eingerichtet, der von Süden aus den Ali’i Drive hochfährt.

Er startet bei einem Einkaufszentrum im Süden und fährt im Minutentakt bis Hale Halaway. Auf dem Weg dahin kann man sich einfach an die Stecke stellen und auf sich aufmerksam machen. Allerdings macht es Sinn sich direkt zum Startpunkt des Shuttles zu begeben, da diese Busse nicht so viel Kapazität haben und wenn der Wagen voll ist, fährt er direkt durch und hält nicht mehr.

Der Shuttle nimmt auch Begleitpersonen mit. Allerdings haben im Zweifelsfall die Athleten Vorrang.

Mein Wecker ging um 02:30 und 04:30 sind wir gen Shuttle aufgebrochen. Etwas spät – ich hing ewig auf der Toilette, da mein Magen leider nicht so mitgespielt hat – aber es war noch alles in der Wechselzone zu schaffen.

Bags, Special Needs und Body Marking

Das Body Marking findet auf dem Parkplatz hinter dem KBH Hotel am Pier statt. Achtung: relativ viel Gelaufe. Ab hier kümmert sich eine Armee an Volunteers um die Athleten.

Vor dem Betreten gibt es noch eine kleine Beutelkontrolle und die Abgabe der Special Needs Bags. Es gibt jeweils einen LKW für Special Needs Bike und Special Needs Run. Helfer rufen ständig aus, an welchem LKW du gerade vorbei gehst.

Als Special Needs hat ich nur eine kleine Flasche mit Mauerten, die ich mir in die Tasche des Einteilers stopfe. Das sollte die Zusatzenergie für den Rückweg aus dem Energy Lab sein. Ausgabe der Special Needs Bags erfolgt beim Radfahren knapp hinter dem Wendepunkt in Hawi (vor der Abfahrt) und beim Laufen nach dem Wendepunkt im Energy Lab. An beiden Stellen wird auf dem Hinweg deine Startnummer von Helfern per Megafon durchgegeben, worauf andere Helfer den Beutel schon vom Rack holen und fertig machen. Im Idealfall wird dir dein Beutel nach der Wende in die Hand gedrückt und weiter geht’s.

Aber zurück zum Body Marking bzw. erst einmal zur Beutelkontrolle. Ab dem Bodymarking sind nur noch die von IRONMAN ausgegebenen transparenten Wechselbeutel zulässig. Einen eigenen Rucksack oder ähnliches darf man nicht mitnehmen. Und das wird auch durchgesetzt. Was nicht durchgesetzt wird ist, dass man eigentlich keine Pumpen mitbringen soll und die nicht mit den Beuteln abgegeben werden können. Der ein oder andere hatte eine Pumpe in seinem Beutel und die Eingangskontrolle hat auch gesagt, dass dies okay sei.

Anschließend hat mich sich in einem großen Zelt bei der Tattoo-Ausgabe angestellt. Hier gab es mehrere Ausgaben, aufgeteilt nach dem Bereich der Startnummern. Ich musste zu den 2100s. Das ging eigentlich auch super fix, denn man hat nur seine Nummer bekommen. Zum Anbringen hat man sich an der nächsten Station angestellt. Anstellen konnte man sich an mehreren Reihen. Diese wurden dann durch einen Einweiser über verschiedene Tische mit Body Marker verteilt. Vorher wurde einem noch sämtliche Sonnencreme und Vaseline von den Armen gewischt.

Das ganze Prozedere wirkte wie eine Produktionsstrasse in einer Fabrik und wurde auch darauf hin getrimmt, so viele Athleten wie möglich in sowenig Zeit wie nötig durch die Anlage zu schleusen. Für jede Teilstation gab es Koordinatoren, die die Helfer eingewiesen haben und die Athleten zu der nächsten freien Station delogiert haben.

Die Helfer waren alle sehr, sehr freundlich und scheinbar war der Job für die auch ein kleines Jahreshighlight. Und beim IRONMAN auf Hawaii ist sogar der Helfer für eine ordnungsgemäße Wechselzone verantwortlich und nicht wie in Deutschland der Athlete. Wenn der Athlet seinen Helm nicht am Rad sondern im Beutel hat, oder Dinge auf dem Fußboden am Rad stehen und nicht im Beutel sind, dann ist dies die Verantwortung des Helfers. Denn er hat dich entweder nicht anständig drauf hingewiesen oder ihm ist dein Fehler nicht aufgefallen… oder hat nicht eingegriffen. Dann ist es im Anschluss Aufgabe der Helfer den Fehler zu korrigieren. Beim Body Marking fragt der Helfer also nach deiner Schwimmkleidung (mit Ärmel oder ohne?), damit die Startnummer an der richtigen Stelle am Arm angebracht wird. Diese muss nämlich das ganze Schwimmen über sichtbar sein. Danach ist es egal. Auf dem Rad und beim Laufen gibt es weitere Nummern (am Rad und am Helm bzw. ab einem Startnummernband beim Laufen).

Ach so und Body Marking ist das Anbringen der Startnummer auf den Körper den Athleten. 😉

Wechselzone vor dem Wettkampf

In der Wechselzone gibt es eigentlich fünf relevante Stationen:

  1. Beutelabgabe
  2. Vaseline
  3. Einschwimmebereich
  4. Toiletten
  5. Die Fahrräder 😉

Die Beutelabgabe macht erst Sinn, wenn man sein Rad fertig präpariert hat. Das war auch mein erster Anlaufpunkt. Auf dem Weg zum Rad schnappt man sich einen Volunteer mit Pumpe. Er oder sie hält auch dein Rad, während du deine Utensilien auf dem Beutel holst und am Rad anbringst oder die Reifen aufpumpst. Ich habe ab dem Morgen meinen Radcomputer, die Gel-Flasche und die Wasserflasche sowie das Trinksystem angebracht.

Als nächstes waren die Radschuhe dran. Beim Triathlon hängen die Radschuhe schon bereits am Rad und man schlüpft während der Fahrt in die Schuhe. Das spart nach dem Schwimmen die Zeit zum Anziehen der Schuhe. Und damit das reibungslos klappt, haben Triathlonradschuhe entsprechende Haken und Schnallen worüber man sie mit Gummibänder am Rad fixieren kann. Diese Gummibänder sollen dann bei der Fahrt reißen. Zusätzlich haben diese Schuhe dann meist einen Klettverschluss, damit man schnell in die Schuhe kommt und man sie schnell verschließen kann. Jetzt ist es aber so, dass dieser Schnellverschluss kein so fester Sitz ist und dann bei jeder Pedalumdrehung etwas Kraft ins Leere geht. Bei kurzen Strecken ist das egal, da dort ein schneller Wechsel wichtiger ist. Bei der Langstrecke verliert man hier aber viel Zeit. Kleine Rechenaufgabe: man tritt ca. 90 mal pro Minute und fährt so 4,5 bis 5h Rad. Wie häufig geht da etwas ins Leere? Also wird auf der Langstrecke gern auf normale, feste und steife Radschuhe zurückgegriffen. So auch ich. Damit man die mit Gummis fixieren kann habe ich kleine Bändchen an den Schuh genäht. Leider ist davon eins am Rennmorgen kaputt gegangen und ich muss mit den Gummis etwas (langwierig) improvisieren.

Als alles dran war und das Rad wieder in seiner Halterung stand habe ich gemerkt: ätsch, vergessen den Powermeter zu kalibrieren. Das Ding ist in den Pedalen und sagt mir wie dolle ich reintrete. Ob es zu viel oder zu wenig ist. Und wie bei einer Waage soll man da – wenn’s wichtig wird – mal auf den Tare-Knopf drücken. Dazu muss das Rad und die Pedale aber frei sein… das Ranbasteln der Schuhe nahm aber so viel Zeit in Anspruch und ich müsste jetzt auch erst wieder eine Helferin suchen. Also Hang loose… wird schon schiefgehen. Auf zur nächsten Station Toilette!

Der Weg zu den Toiletten ist nicht gerade kurz und auf der Hälfte schoss mir durch den Kopf: „es hat die ganze Nacht geregnet und du hast noch nicht getestet, ob deine elektrische Schaltung funktioniert!“. Also wieder umdrehen, ab ans Rad, ein paar Knöpfchen drücken. Geht! Ab zum Klo!

Bei den Toiletten waren natürlich lange Schlangen. Allerdings ging es schnell vorwärts, da es mehrere Toilettenstationen mit ausreichender Menge Dixis gab. Beim Anstehen ist mir wieder etwas eingefallen. Ich hatte extra noch Kettenöl für nasse Bedingungen in den Beutel gepackt. Denn ich hatte auf dem Kette Öl für trockene Bedingungen und es hat die ganze Nacht und den frühen Morgen nur geregnet. Und zwar heftig. Da man das Rad nicht abdecken dürfte (wegen zu viel Wind), dürfte sämtliches Öl von der Kette gespült worden sein. Außerdem war Starkregen für den Rennverlauf angesagt worden (Wettervorhersagen für Hawaii passen aber irgendwie nie!). Nach dem Toilettenbesuch also wieder zurück ans Rad und die Kette schmieren. Ich war wohl ziemlich aufgeregt und die andere Umgebung hat mich scheinbar etwas aus den geübten Ablaufen geworfen. Ständig was vergessen… 😉

Jetzt gab es nicht mehr viel zu tun. Schwimmanzug, Schwimmbrille und Badekappe aus dem Beutel holen und anziehen. Neoprenanzüge sind auf Hawaii beim Wettkampf verboten. Das Wasser ist einfach zu warm. Man kann nun in Badhose oder Wettkampf-Einteiler (eine Wettkampfklamotte, die man bei allen drei Disziplinen durchgängig trägt) schwimmen. Meist empfiehlt es sich dann trotzdem einen speziellen Schwimmanzug dadrüber zu tragen. Diese Dinger sind ziemlich eng, damit kein Stoff im Wasser bremst. Zusätzlich sind die Dinger auch mit einem Mittel behandelt, dass den Wasserwiderstand reduzieren soll. Das Wasser perlt einfach ab. Und da die Schwimmanzüge so eng sind, muss man den Körper mit Vaseline einschmieren, damit man sich nicht total wund scheuert. Den Reißverschluss kriegt man auch nicht allein zu (auf schon), also fix die drei Helferinnen gefragt, die da gerade aufgeregt mit Instagram-Selfies unter Palmen beschäftigt waren 😉

Beutel abgeben, einschwimmen, Rennvorbereitung abgeschlossen!

PS: Der Beutel beinhaltet alles, was man so an Dingen direkt nach der Ziellinie braucht. Badelatschen, Duschzeug, Wechselkleidung.

UPDATE: Teil 2 mit dem Schwimmen ist nun verfügbar.

2 Kommentare zu „Hawaii: Mein Rennen 2018 – Part 1

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